Depressionen und
Herzerkrankungen

Es ist bereits hinlänglich bekannt, dass Depressionen keine
rein psychische Erkrankung sind, sondern vielmehr als systemische, also den
ganzen Körper beeinflussende, Erkrankung zu sehen und zu behandeln sind. Im
deutschen Ärzteblatt wurde am 18.03.2016 nun auf eine neue Studie von Frau
Waller aus Ulm eingegangen, die auf dem Jahreskongress der Deutschen
Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (DGPM)
in Potsdam vorgestellt wurde http://m.aerzteblatt.de/news/66081.htm). 

Im Zentrum steht das Stresshormon Cortisol. Dabei finde ich erstaunlich, dass, obwohl
psychosozialer Stress nach Waller einen ähnlich starken Einfluss auf die
Entstehung einer KHK hat wie Rauchen oder Störungen des Fettstoffwechsels, der
Zusammenhang lange unterschätzt wurde. Waller betont, dass beruflicher und oder
privater Stress, sowie der Verlust eines nahestehenden Menschen für jeden 3.
Herzinfarkt verantwortlich sei, was mehrere Studien zeigen würden. Ein
besonders hohes Risiko hätten Menschen mit chronischem Stress. In der Ulmer
Studie zeigten sich 2 wesentliche Dinge: Depressive haben eine höhere und KHK
Erkrankte haben eine niedrigere Cortisolausschüttung als „Gesunde“ in
Stresssituationen. Beides scheint problematisch, da ein Zuviel an Cortisol zu
vermehrten Fettablagerungen und Arterienverkalkung und in Konsequenz zu einem
erhöhten Risiko für eine KHK führe. Ein Zuwenig an Cortisol aber begünstige
Entzündungsprozesse und verschlechtere die bestehende KHK noch zusätzlich.
Welcher Mechanismus hinter der verminderten Ausschüttung steckt, sei nach
Waller völlig unklar.

Persönliches Fazit: Die bedingende Wirkung von psychosozialem Stress und
kardiovaskulären Ereignissen tritt glücklicherweise in der somatischen Medizin immer
mehr in den Fokus des Interesses, wird aber weiterhin in der Risikoanamnese
gerne vergessen. Die Rolle des Cortisols als Ursache, aber auch als Therapieansatz
bleibt weiter spannend. Ich denke vor allem an Mechanismen zur Beeinflussung
des Cortisolspiegels durch z.B. Fasten oder Bewegung vor allem im Rahmen der
Prävention.